AHGZ
15.August 2015 - Nr.33
Was bleibt zu sagen oder
sind das nur Fragen?
Angefangen hat alles mit 5,00 DM netto im Monat, um etwas zu lernen, was man für seine Zukunft braucht. Es war eine Zeit, in der Lehrstellen knapp waren, also vor 55 Jahren. Heute, mit 70 Jahren, fragt man sich, ob man alles richtig gemacht hat oder der Zeit immer einen Schritt voraus war.
Für einen Revoluzzer hat mir die Kraft gefehlt, also blieb mir nur der Rebell, der alles besser machen wollte und dabei gegen den Wind von vorne ankämpfen musste.
Veränderungen durchzusetzen gegenüber Politik, Funktionären und konservativen Traditionalisten, von denen es hierzulande leider zu viele gibt, ist wie Bequemlichkeit in Arbeit umzusetzen.
Und dennoch frage ich mich, ob diejenigen, die jetzt am Ruder sind, alles ins richtige Fahrwasser bringen und der sogenannten Zukunft eine Zukunft geben. Im Kern bedeutet das, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die sich für das Gastgewerbe begeistern lassen, um für Menschen Erlebnisse zu schaffen. Beide Seiten müssen zu ihrem Recht kommen, der eine, der Geld verdienen möchte (muss) und der andere, der sein Geld ausgeben möchte und nicht muss.
Was ich bedauere ist, dass wir viel zu spät angefangen haben, für den Mitarbeiter (Nachwuchs) Interesse zu wecken. Weder die „Chefs“ noch die Berufsverbände (die Politik braucht man dazu nicht) haben sich für Aus-, Weiter- und Fortbildung ein Zukunftskonzept erarbeitet. Aber kann das auch daran liegen, dass wir die Orientierung für das Gastgewerbe verloren haben?
Alles mit neuen Namen zu versehen, bedeutet nicht, alles richtig gesehen zu haben. Hotels brauchen ein Gesicht, einen Körper und eine Seele. Viele Manager gehen den Weg des Unbekannten und machen daraus ein System (siehe USA). Warum haben wir den Weg verlassen und pilgern im Niemandsland?
Auch ein Auto ist ein Auto mit vier Rädern geblieben, zumindest bis die Technik nach anderen Ufern strebte. Lasst doch das, was gute und gesunde Triebe hat nicht derartig pfropfen, bis kein Ursprung mehr sichtbar ist. „Schuhschachtel“-Hotels mit Etikettenwechsel sind keine erstrebenswerte Ausbildungsstelle. Vorbildlich ist es, wenn eine Kette – wie kürzlich geschehen – eine eigene Akademie aufmacht, um die Mitarbeiter zu fördern. Der Wildwuchs nimmt zu schnell Fahrt auf und die Veränderungen verlaufen sich.
Das Gastgewerbe muss nicht jedem Irrläufer folgen, sondern vielmehr das Gesicht wahren, um ein Bild abzugeben, das nicht zu Irritationen führt. Der fachlich gut ausgebildete Nachwuchs ist ein Garant für eine Zukunft, die dem Gast zugutekommt. Mit der „Geiz ist Geil“ Mentalität kann keine Zukunft gestaltet werden. Und vor Schlagzeilen wie „das Roboter-Hotel“ braucht keiner Angst zu haben, es sei denn man braucht keine Gastlichkeit.
Was ich mir vorstellen kann ist: den Grundbegriff „Hotel“ neu definieren in Kategorien, die die Sterne ersetzen und das Buchungsverhalten klassifizieren, Architekturvorgaben zu geben, die der Realität entsprechen, Charakter und Berufsehre zeigen, mehr Transparenz und auch Visionen zu Ende denken. Die Älteren mehr einbeziehen, um Gelerntes nicht zu vernachlässigen. Mehr internationaler Mitarbeiteraustausch mit Zertifikaten, dem Internet Einhalt gebieten und nicht glauben, dass es das Gelbe vom Ei ist, gelebtes Gastgewerbe ist ein Dienstleistungsunternehmen.
Die Erde ist für alle da, also auch für Essen und Trinken und wenn wir jeder Verrücktheit nachgeben, werden wir keine Zukunft haben. Essen und Trinken gehören zu den Grundbedürfnissen, aber nicht um Überfluss zu schaffen und/oder zu vernichten. Es bleiben genügend Wege offen für die Industrie, den Handel und die Agrarwirtschaft, um das Gastgewerbe zu unterstützen.
Auch sollte die Karriereleiter nicht durch Kündigungen erpresst werden und umgekehrt jeder Hoteldirektor glauben, ein guter Unternehmensberater zu sein. Nicht jeder Koch ist ein Fernsehkoch und nicht jeder Fernsehkoch ein Star.
Lassen Sie uns die Zukunft gemeinsam angehen und Arbeitsgruppen bilden, die etwas vom Fach verstehen, um eine zukunftsträchtige Zukunft zu planen. Zukunft für den Nachwuchs, Zukunft für das Gastgewerbe, Zukunft für die Zulieferindustrie und die Zukunft der Kommunikation in jeder Form.
Meinen Weg habe ich aufgezeigt unter www.karl-niggemann.de. Erlauben möchte ich mir noch einen Satz, und der betrifft die AHGZ, die mich ein Leben lang begleitet hat, ob vor 50 Jahren bei der Stellensuche oder als Begleiter für loyale Berichterstattung: auch ein solches Organ muss eine Zukunft haben!
Kernpunkte zum Nachdenken & Diskutieren:
- Anerkennung und Bedeutung der Berufsverbände in der Politik
- Neue Definition der Ausbildung/Berufsbezeichnung (IHK)
- Namensfindung für zeitgerechte Hotelbezeichnungen (AK)
- Katalogisieren der Pflicht- und Kürvorgaben für die jeweiligen Bereiche
- Kooperationsvorgaben im Internet: Buchung, Bewertung Vertrieb
- Fort- und Weiterbildung mit Bildungspass
- Internationaler Austausch von Fachkräften
- Rohstoffe: Gegenwart, Zukunft und Verpflichtung (A)
- Technik mit Zukunft (AK)
- Zukunft: Wege und Möglichkeiten des Miteinanders (AK)